Die ersten 14 Tage haben wir viel Zeit auf den mexikanischen Behörden verbracht. Nach relativ kurzer Zeit halten wir nun folgende Unterlagen in unseren Händen:
- Eine dauerhafte Aufenthaltsbewilligungen (Residencia Permanente)
- Einen mexikanische Führerscheine (Licencia de Conducir) und
- Eine mexikanische Steuernummern (die sogenannte „RFC“) in den Händen.
Warum der ganze Aufwand?
Zuerst erläutern wir kurz, warum wir uns die Mühen auf den Behörden machen.
Unsere temporäre Aufenthaltsbewilligung, die Residencia Temporal, müssen wir erneuern. Unsere Bestehende läuft nach einem Jahr aus und wir wollen länger als 6 Monate bleiben. Zudem ist die Aufenthaltsbewilligung zwingende Voraussetzung für weitere administrative Schritte; z.B. für einen mexikanischen Führerschein. Einen Rückblick auf unsere Erfahrungen in 2022 findest Du hier.
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Wofür benötigen wir nun einen mexikanischen Führerschein und die Steuernummer? Letzte Woche haben wir entschieden, dass wir während unseres Aufenthaltes hauptsächlich am Cerritos Beach an der Baja California Sur bleiben wollen. Leider gibt es hier so gut wie keine öffentlichen Verkehrsmittel. Somit bewegen wir uns mit einem Mietwagen. Dieser ist unser grösster monatlicher Budgetposten. Wir wollen nun ein Auto kaufen. Voraussetzungen für den Autokauf sind: a) ein mexikanischer Führerschein, b) eine Steuernummer und c) ein lokales Bankkonto. Ein weiterer Vorteil des Führerscheins ist, dass man mit ihm über ein weiteres offizielles Ausweisdokument verfügt. So kann man die anderen Ausweise sicher im Safe liegen lassen.
Die Steuernummer brauchen wir auch, um ein Konto zu eröffnen.
Der Projektmanager alter Schule freut sich: Wasserfall-Vorgehen in Reinform.
Die drei Akte
Erster Akt: Die permanente Aufenthaltsbewilligungen
Mit Unterstützung unserer Helferin aus dem letzten Jahr auf Immigrationsamt
Zunächst ging es darum, die Aufenthaltsbewilligungen zu verlängern. Wir haben wieder die Helferin aus dem letzten Jahr engagiert. Sie begleitet uns wieder auf das Immigrationsamt. Eigentlich sind wir gut vorbereitet. Oder doch nicht?
Bankunterlagen im Original und in Englisch
Unsere Helferin hatte uns im Vorfeld gesagt, dass wir die benötigten Unterlagen möglichst im Original in englischer Sprache mitbringen sollen. Dies war uns aber nicht gelungen. Deshalb haben wir die Kontoauszüge noch in der Schweiz ins Spanische übersetzen und beim Notariat beglaubigen lassen (Apostille). Alles gut? Leider Nein: Wir wurden vor Ort informiert, dass das Immigrationsamt ausschliesslich Übersetzungen aus Mexico akzeptiert.
Unterlagen übersetzt uns apostilliert und doch nichts wert?
Für einen Moment schienen Apostille und Übersetzungen nicht mal mehr das Papier wert zu sein, auf dem sie gedruckt waren. Blenden wir an dieser Stelle die Kosten und den Stress aus den wir hatten, um die apostillierten Übersetzungen tatsächlich noch am Tag vor der Abreise in den Händen zu halten. Spätestens jetzt kann unsere bestens vernetzte Helferin ihre Vorzüge ausspielen.
Der Deal mit der Behörde
Zum Glück gibt es immer einen Ermessenspielraum, den die Mitarbeiter der mexikanischen Behörde auch nutzen, sofern man ihnen nicht dumm kommt.
Unser Deal mit der Behörde sieht folgendermassen aus: Wir lassen ein Dokument bei einem mexikanischen Übersetzer übersetzen. Nicht ist jedoch nicht in Los Cabos sondern in Guadelajara, auf dem Festland. Wir lernen dabei dieser kleinen Extrarunde folgendes:
- Wie man unkompliziert eine Vorauszahlung in einem OXXO Supermarkt macht.
- Ausserdem, dass es hilfreich ist, zwei oder drei Mal beim Übersetzer den Status abzufragen,
- dass DHL tatsächliche über Nacht vom Festland nach Cabo San Lucas zustellt und,
- dass die Kosten für die übersetzte Seite doppelt so hoch sind wie in der Schweiz.
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Mit europäischem DIN A 4 Papierformat im Copy Shop
Dem Fachpersonal im nahegelegenen Copy Shop durften wir dann auch noch geduldig bei der Arbeit zuschauen. Erst nach etwas Überzeugungsarbeit und einen doch erheblichen Aussschuss gelang es der Dame das für sie ungewöhnliche Papierformat zu fotokopieren. DIN A4 Formate ist in Mexiko eben nicht das Standardformat. Man hält sich meist an US Letter.
Wir erhalten unsere permanente Aufenthaltsbewilligungen
Mit den notwenigen Kopien und Übersetzungen geht es in Begleitung unserer Helferin erneut auf das Immigrationsamt.
Wieder werden Fotos von uns gemacht. Wir unterschreiben etlichen Dokument und auch unsere Fingerabdrücke werden erneut gescannt. Nach kurzer Zeit halten wir dann unsere permanenten Aufenthaltsbewilligungen in den Händen.
In der Immigrationsbehörde in Cabo San Lucas können wir feststellen, dass jetzt, im Frühjahr 2023, wesentlich weniger Betrieb herrscht als im Sommer 2022. Ausserdem kann man seine Gebühren mittlerweile direkt mit der Kreditkarte zahlen. Die Bareinzahlung bei einer mexikanischen Bank, die wir letztes Jahr noch nachweisen mussten, ist entfallen.
Zweiter Akt: Mexikanischer Führerschein/ Licencia de Conducir

Wir haben das Kapitel über den mexikanischen Führerschein deutlich erweitert und in einen separaten Post verschoben.
Dritter Akt: Die mexikanische Steuernummer (RFC)
Termin bei der Steuerbehörde (SAT) in La Paz, BCS
Die Steuernummer (RFC) gibt es beim Servicio de Administración Tributaria (kurz SAT) in der gut 90 Kilometer von Cerritos Beach entfernten Stadt La Paz. La Paz ist die Hauptstadt vom Bundesstaat Baja California Sur. Im Internet lässt sich leicht ein Termin buchen. Das sieht effizient aus. Ein Termin um 10:40 Uhr und ein weiterer um 10:45 Uhr. Es bleibt somit genug Zeit, um am Nachmittag schon mal vorsichtig nach einem eigenen Auto zu suchen. So zumindest der Plan.
Pünktlich in La Paz beim SAT
Pünktlich im 10:15 Uhr erreichen wir das Amt. Das Auto parken wir einem öffentlichen Parkplatz hinter dem Gebäude, ganz in der Nähe von der Unterkunft, wo wir vor einem Jahr bereits waren. Die Behörde befindet sich in bester Lage, direkt an der Strandpromenade. Es stehen schon Menschentrauben vor der Tür. Wir haben ja einen Termin, denken wir. Alles easy. Die anderen Menschen, die hier draussen stehen, haben jedoch auch einen Termin. Aha.
Regelmässig kommt ein Ordner aus der Glastür und streicht die Neuankömmlinge in seiner Liste ab. Wir stehen auch auf der Liste, das sieht ja schon mal gut aus. Nun werden wir mit vielen anderen Wartenden in einer Schlange vor dem Gebäude platziert. Die Leute werden namentlich aufgerufen und verschwinden im Gebäude. Andere kommen raus. Und – wie wir das schon kennen – erhalten Sie vor der Tür die Unterlagen, wegen denen sie hier sind. Kurzfristig entscheiden wir, noch einige Unterlagen zu kopieren. Es kann ja sein, dass wir wieder getrennt werden – wie beim Prozess mit dem Führerschein. Im Laufschritt zum Copy-Shop und exakt um 10:40 Uhr sind wir wieder zurück bei der Steuerbehörde.
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Zwischendurch taucht noch ein Bekannter aus Cerritos Beach auf, der ebenfalls einen Termin auf der Behörde hat… kleine Welt. (Tage später erfahren wir noch, dass er für’s Falschparken ein Bussgeld kassiert hat. Das funktioniert so, dass die Polizei das vordere Kennzeichen abschraubt und man es wieder bekommt, sobald man die Busse auf dem Polizeiposten bezahlt hat. Das geht natürlich nicht am selben Tag. (Dem Autofahren in Mexiko werden wir noch einen eigenen Artikel widmen)).
Wir warten und warten und kommen mit anderen Wartenden ins Gespräch. Von ihnen erfahren wir, dass diese ihre Termine bereits vor einer Stunde hatten. Sie wirken irritiert, wegen der langen Wartezeiten. Sollte das heute etwa ein Ausnahme sein? Wir erlauben uns, das schweigend anzuzweifeln.
Endlich kommen wir… in Gebäude
Mit einer guten Stunde Verspätung werden wir aufgerufen und in das Gebäude gelassen. Nachdem die Unterlagen auf Vollständigkeit geprüft sind erhalten wir, ähnlich wie bei der Schweizer Post, ein Ticket.
Jetzt sind wir demnnächst dran, denken wir. Aber nein: Man geleitet uns in den nächsten Wartebereich mit ca. 30 Stühlen. Wir verstehen: Immer wenn es in diesem Wartebereich freie Plätze gibt, lässt der Ordner am Eingang neue Personen rein. Das Ticket hat eine Zahlen-Nummer-Kombination. Meine Frau versucht aus der Reihenfolge der aufgerufenen Nummern abzuschätzen, wie lange es noch dauert. Das erweist sich als unmöglich; es sind keine Muster erkennbar. Wir warten eine weitere gute Stunde.
Noch eine Stunde Wartezeit… und wir sind wirklich an der Reihe
Endlich dürfen wir – nun zeitgleich – an unterschiedlichen Schaltern. Der Proof-of-address-Prozess braucht seine Zeit und ist deutlich intensiver, als wir erwartet haben. Eine Sache, die wir nur ein Mal mitgebracht haben, ist der obligatorische USB Stick. Auf diesem wird unsere digitale Unterschrift (e.Firma) gespeichert. Es ist leider leider nicht genug Zeit zwischen unseren Terminen, um den USB Stick nahtlos zu übergeben. Der Prozess wird nun unterbrochen und es vergeht eine weiter Stunde, bis wir wir wieder aufgerufen werden.
Für die elektronische Unterschrift vergibt man ein 8stelliges alphanumerisches Passwort (ohne Sonderzeichen).
Dies sollte man auf keinen Fall vergessen.
Schlussendlich werden – wie auf allen Ämtern üblich – elektronisch die Fingerabdrücke genommen, Fotos gemacht und hier sogar ein Iris-Scan durchgeführt. Nach gefühlten 20 Unterschriften auf Formularen, deren Sinn sich uns vermutlich nie erschliessen wird, halten wir beide diverse Zertifikate mit der RFC Nummer (Registro Federal de Contribuyentes) in den Händen. Geschafft.
Es ist Freitagnachmittag und nach einer Stärkung geht es durch dichten Feierabendverkehr zurück zum beschaulichen Cerritos Beach. Mit einsetzender Dämmerung erreichen wir unsere Casita.
Wir blicken stolz auf das Erreichte der Woche zurück und freuen uns auf ein entspanntes Wochenende.